WISSENSCHAFTLICHE AUSSENSEITER

“Johannes Gutenberg”
“Christoph Kolumbus”
“Galileo Galilei”
“Nikolaus Kopernikus”
“Anton Lavoisier”
“Napoléon Bonaparte”
“Michael Faraday”
“Charles Darwin”, “Friedrich Nietzsche”
“Karl Marx”, “Albert Einstein”, “Sigmund Freud”

Die Rolle von Außenseitern in der Wissenschaft

In der Geschichte der Wissenschaften, der Erfindungen und Entdeckungen ist das bislang noch zu wenig beachtete Phänomen zu konstatieren, dass die bei weiten bedeutendsten Leistungen von Außenseitern erbracht wurden, oft gegen den heftigen Widerstand der etablierten Lehrmeinungen. – Nur wer außerhalb des allgemein anerkannten Paradigmas steht, hat überhaupt die Chance, gänzlich neue Wege zu bestreiten. Dabei erwies es sich paradoxerweise in der Geschichte zuweilen sogar als Vorteil, im etablierten wissenschaftlichen Standard nicht voll ausgebildet zu sein.

Beinahe immer waren aber die innovativen Außenseiter heftigsten Anfeindungen von Seiten der Etablierten ausgesetzt und ihre Biografie scheint oft eine einzige Kette von Ignoranz, Intrigen, Enttäuschungen, Missachtung und Ablehnung zu sein.

 

Vielfach fanden sie erst nach ihrem Tod zu einer allgemeinen Anerkennung

  • Als eine der bedeutendsten Erfindungen der europäischen Neuzeit, welche eben diese wesentlich mitbegründete und mitgestaltete, gilt der Buchdruck. Doch sein Erfinder, Johannes Gutenberg (1397 – 1468), erntete dafür während seines Lebens keine Anerkennung sondern starb gänzlich verarmt und vergessen.
  • Christoph Kolumbus (1451 – 1506) trug seine Idee, dass man auf dem Seeweg nach Westen Land erreichen konnte, einer Jury von sieben Professoren der Universität von Salamanca vor. Die Professoren lehnten seine Idee einstimmig ab und betrachteten ihn als einen weltfremden Fantasten.
  • Galileo Galilei (1564 – 1642) wurde von einem Lehramt an der Universität Pisa abberufen. Die Begründung: “Er vertrete zu sehr seine eigenen Ideen und Vorstellungen und hatte es gewagt, den etablierten antiken Philosophen Aristoteles zu kritisieren.”
  • Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543), der Domherr zu Frauenburg und Entdecker des neuzeitlichen heliozentrischen Weltbildes, wurde erst nach seinem Tod dafür bekannt und berühmt.
  • Anton Lavoisier (1743 – 1794), der Entdecker der chemischen Elemente und größte Chemiker des 18. Jahrhunderts, war von Hauptberuf Steuereintreiber. Wegen seiner letzteren Tätigkeit wurde er in den Wirren der französischen Revolution hingerichtet.
  • Napoléon Bonaparte (1769 – 1821) wurde mit 27 Jahren General der französischen  Revolutionsarmee. Als Korse konnte er nicht einmal die französische Sprache akzentfrei sprechen und wurde dafür an der Kriegsakademie verspottet. In der Geschichtswissenschaft gilt er durch seine unkonventionellen Einsichten als einer der bedeutendsten Taktiker und Strategen aller Zeiten. Als selbstgekrönter Kaiser und Despot kann er, wie Adolf Hitler, als ein negativer Außenseiter der Geschichte gelten.
  • Michael Faraday (1791 – 1867) machte einige seiner bedeutenden Entdeckungen zur Elektrizität noch als Buchdruckerlehrling. Seine neuen Hypothesen vom elektromagnetischen Feld wurden von den Professoren in Cambridge zunächst einhellig abgelehnt, und er war in seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ständig irgendwelchen Intrigen von Seiten der Etablierten ausgesetzt.
  • Charles Darwin (1809 – 1882) gilt mit seiner Evolutionstheorie als einer der größten naturwissenschaftlichen Revolutionäre. Er machte seine Entdeckungen u. a. dadurch, weil er sich weigerte, dem Wunsch seines Vaters zu entsprechen, und ebenfalls Arzt zu werden und sich stattdessen auf eine mehrjährige Forschungsreise auf der “Beagle” begab.

    Seine Theorie wurde entgegen einer weit verbreiteten landläufigen Meinung, ebenso wie die anderer großer Naturwissenschaftler wie Galilei oder Kopernikus, nicht nur von der Kirche abgelehnt, sondern auch von den etablierten wissenschaftlichen Institutionen seiner Zeit.

  • Der Mönch und Abt des Augustinerklosters in Brünn, Gregor Mendel (1822 – 1884), war der Begründer der modernen Vererbungslehre. Zeit seines Lebens versuchte er vergeblich, die renommiertesten Universitätsprofessoren seiner Zeit auf sein Werk aufmerksam zu machen. (Die Ignoranz und Ablehnung der “Mendelschen Vererbungsgesetze” in der damaligen Zeit ist zugleich ein Beispiel für die Beschränktheit der menschlichen Rationalität und die Dominanz der irrationalen Beziehungsebene. Denn seine Erkenntnisse, die Mendel vor allem durch die Züchtung von Erbsen gewann, wären für jedermann in Theorie und Experiment leicht nachvollziehbar gewesen.)
  • Karl Marx (1818 – 1883) war selbst bürgerlicher Herkunft und suchte durch seine neuen Theorien zur Geschichtswissenschaft und Nationalökonomie das Los der Proletarier zu mildern. Vollkommen unabhängig von der damaligen akademischen Gelehrtenwelt konstruierte er ein Geschichts- und Gesellschaftsbild, welches noch das 20. Jahrhundert in Theorie und Praxis geschichtsmächtig bestimmen sollte.
  • Albert Einstein (1879 – 1955) wurde als einziger von vier Bewerbern nach Abschluss seines Studiums in Zürich nicht in den wissenschaftlichen Dienst der dortigen Universität aufgenommen. Er begann seine Berufslaufbahn als kleiner Angestellter im Patentamt von Bern. Im Jahre 1905 verfasste er drei von der etablierten Lehrmeinung abweichende wissenschaftliche Aufsätze, darunter die spezielle Relativitätstheorie, die nobelpreiswürdig waren.
  • Sigmund Freud (1856 – 1939), von seiner Ausbildung her Neurologe und Arzt, war Zeit seines Lebens heftigsten Anfeindungen seitens der Fachwelt ausgesetzt. Heute ist seine tiefenpsychologische Sichtweise ein unverzichtbarer Bestandteil des modernen Menschenbildes.
  • Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) gilt als Kultfigur der Philosophie im 19. Jahrhundert.

 

  • Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951) als eine im 20. Jahrhundert. Beide waren insofern Außenseiter als sie primär keine philosophische Fachausbildung hatten. Nietzsche war Altphilologe und Wittgenstein studierte zunächst Maschinenbau und unterrichtete als Volksschullehrer in Kirchberg am Wechsel in Niederösterreich.  Zur Bedeutung und Berühmtheit gelangten beide dadurch, weil sie einen Großteil des damals angehäuften akademischen Fachwissens einfach ignorierten und in ihrem Philosophieren gänzlich neue Wege beschritten.

Beinahe allen hier Aufgezählten ist eines gemeinsam:

Sie mussten für ihre Ideen kämpfen, falls sie dazu nicht bereit waren, stellte sich ihre wahre Bedeutung erst nach ihrem Tode heraus.